Page 13 - Saarländisches Ärzteblatt, Oktober-Ausgabe 2025
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AUS WISSENSCHAF T UND FOR SCHUNG




      dieser Beeinträchtigungen. KID-NET setzt hier an: Ein virtuell   Verbindung von modernster KI, sozialer Interaktion und
      interagierender Assistent soll standardisierte Tests automati-  medizinischer Diagnostik eröffnet völlig neue Möglichkeiten.
      siert durchführen, soziale Signale erkennen und so Ärztinnen   Wir  wollen zeigen,  dass  Technologie nicht  nur  präzise, son-
      und Ärzte sowie Psychologinnen und Psychologen entlasten.  dern auch empathisch unterstützen kann.“
     „Mit KID-NET können wir die Diagnostik nicht nur effizienter
      und  objektiver  gestalten,  sondern  auch  Kindern  und  ihren   Das  DFKI  bringt  in  KID-NET  seine  international  anerkannte
      Familien eine niedrigschwellige, einfühlsame Unterstützung   Expertise  in  sozialinteraktiven  Agenten,  Verhaltens modellie-
      bieten. Das Projekt hat das Potenzial, die Versorgung lang-  rung und Sprachverarbeitung ein. Am UKS wird das System
      fristig zu verändern“, betont Prof. Dr. Marc Remke, Direktor  im  klinischen  Alltag  mit  Kindern  und  Jugendlichen  erprobt.
      der Klinik  für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie am   Die Förderung der Schwiete-Stiftung ermöglicht es, die Ent-
      UKS und Projektleiter.                               wicklung  in  enger  Zusammenarbeit  mit  Betroffenen,  Fach-
     Auch Dr. Tanja Schneeberger, Hauptantragstellerin seitens   personal und Forschungspartnern voranzutreiben.
      des DFKI, sieht in dem Vorhaben eine große Chance: „Die



      Roboteroperation ohne riskante Knochenpins


      Wissenschaftler der Universität des Saarlandes am Campus   Mit dem neuen Verfahren tragen die Forscher wesentlich
      Homburg haben ein neues robotergestütztes Verfahren für  dazu bei, robotergestützte Verfahren in der Medizin weiter-
      die Endoprothetik entwickelt: Bei Operationen wie dem   zuentwickeln.  Die  zunehmende  Automatisierung  kann  nicht
      Einsetzen von Knieprothesen kann künftig auf riskante   nur die Qualität der chirurgischen Versorgung verbessern,
      Knochenpins  und  externe  Infrarotkameras  verzichtet  wer-  sondern wirkt auch dem Fachkräftemangel im Gesund heits-
      den. Orthopädische Eingriffe damit sicherer und schonender  wesen entgegen. Gerade in der Endoprothetik, wo eine lange
     zu gestalten, das ist das Ziel des Teams um Stefan Land-  Ausbildungszeit erforderlich ist, könnte das Verfahren helfen,
      graeber, Professor für Orthopädie und Orthopädische   Eingriffe künftig effizienter und sicherer durchzuführen.
      Chirurgie der Universität des Saarlandes und Klinikdirektor
      am Universitätsklinikum, sowie seinem wissenschaftlichen   Korrespondenzadressen:
      Mitarbeiter Philipp Winter.

      Bislang  setzen  Operationsroboter  in  der  Orthopädie  und
      Unfallchirurgie sogenannte „Knochenpins“ ein. Diese etwa
      3,2 Millimeter dicken Stifte werden direkt im Knochen veran-          Stefan Landgraeber,
                                                                            Professor für Orthopädie und
      kert, um über ein Infrarotsystem die genaue Position im               Orthopädische Chirurgie und
      Körper zu bestimmen. Die Methode birgt jedoch Risiken wie          Foto: UKS/Laura Glücklich  Klinikdirektor UKS
      Knochenbrüche oder Verletzungen von Muskeln und Weich-
      teilen. Das neue Verfahren kommt ohne solche Pins und
      externe Kamerasysteme aus. Stattdessen nutzt der Roboter
      seine eigene Sensorik: Durch gezieltes Anfahren und Abtas-  Prof. Dr. Stefan Landgraeber
      ten  einer  definierten  Struktur  –  etwa  eines  Knochens  oder  Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, UKS
      einer  Prothese  –  kann  er  die  räumliche  Lage  erfassen  und  Tel.: (06841) 16 24500
      daraus ein dreidimensionales Modell des Operationsbereichs   Mail: stefan.landgraeber@uks.eu
      erstellen. Unterstützt wird dieser Prozess durch Röntgen-
      bilder in zwei Ebenen.
     „Unser Roboter kann den Operationsbereich eigenständig
      abtasten und ein exaktes 3D-Modell erzeugen“, erklärt Prof.           Philipp Winter, wissenschaftlichen
      Dr. Landgraeber.  „Das ermöglicht  eine  präzise Navigation           Mitarbeiter am Lehrstuhl für
      und Platzierung von Schrauben und Bohrungen – ganz ohne               Orthopädie und Orthopädische
      externe  Referenzsysteme.“  Der  entscheidende  Vorteil:  Das         Chirurgie der Universität des
      interne Koordinatensystem des Roboters bestimmt die Lage-          Foto: privat  Saarlandes und Assistenzarzt UKS
      beziehung  zum  Operationsobjekt  und  ersetzt  somit  das
      externe Infrarotsystem. Die neue Technologie ist bereits zum
      Patent angemeldet. Unterstützt hat dabei das Team von   Dr. Philipp Winter
     „Triathlon – Ökosystem für Entrepreneurship, Innovation und  Tel.: (06841) 1624520
     Transfer  an  der  Universität  des  Saarlandes“,  das  auch  die   Mail: philipp.winter@uks.eu               13
      Verwertung begleitet.                                Web: www.uni­saarland.de/lehrstuhl/landgraeber

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