Page 10 - Saarländisches Ärzteblatt, Oktober-Ausgabe 2025
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FOR TBILDUNG  Hyponatriämie durch SSRI und Venlafaxin
                             ÄR Z TLICHE FORTBILDUNG







           Natrium ist die entscheidende Determinante der Serumos-
                                                                fristig nach Therapiebeginn erfolgen sollten. Die Studie legt
           molalität.  Während  milde  Hyponatriämie,  beginnend  bei   älteren Patienten und insbesondere bei älteren Frauen kurz-
           einem Serum-Natrium < 135 mmol/L zunächst asymptoma-  aber auch nahe, dass Hyponatriämien, die nach mehr als ein-
           tisch ist, führt insbesondere eine schwere Hyponatriämie   jähriger  Therapie  mit  SSRI  oder  Venlafaxin  auftreten,  wahr-
           (<125 mmol/L) zu Unwohlsein, Schwindel, Lethargie und   scheinlich  andere  oder  zumindest  weitere  Ursachen  haben
           Desorientierung  und  ist  mit  Krankenhausaufnahme  und   als die antidepressive Medikation.
             erhöhter  Mortalität assoziiert [1]. Eine 2025 veröffentlichte
                                                                Refernzen:
           Meta-Analyse zeigt ein erhöhtes Risiko der Hyponatriämie   1.  Ganguli, A., et al., Hyponatremia: incidence, risk factors, and con-
           für  SSRI  (OR  3,31,  95%  CI  2,41-4,56)  und  für  Venlafaxin  (OR   sequences in the elderly in a home-based primary care program.
           5,99,  95%  CI  2,39-14,99)  [2].  Hyponatriämien  wurden  dabei   Clin Nephrol, 2015. 84(2): p. 75–85.
           über  die  kodierten  Diagnosen  erfasst,  was  eine  Differen-  2.  Norello, D., et al., Treatment with antidepressant drugs and hypo-
                                                                   natremia: a network meta-analysis. J Endocrinol Invest, 2025.
           zierung nach Schwere und Zeitverlauf erschwert.        48(8): p. 1707–1715.
           Eine jetzt im Juli 2025 publizierte Studie, die mehr als 234.217   3.  Issa, I., et al., The association of selective serotonin reuptake inhi-
           Patienten mit neu begonnener Therapie mit SSRI oder Venla-  bitors  and  venlafaxine  with  profound  hyponatremia.  Eur  J
           faxin  einschloss  und  die  Serum-Natriumwerte  im  Verlauf   Endocrinol, 2025. 193(1): p. 179–187.
           auswerten konnte, ist daher eine wichtige Ergänzung des
           Kenntnisstands  [3].  Zunächst  einmal  zur  Altersabhängigkeit
           der schweren Hyponatriämie: Diese tritt vor allem bei älteren   Korrespondenzadresse:
           Patienten  auf.  92%  der  schweren  Hyponatriämien  betrafen   Prof. Dr. Daniel Grandt
           Patienten >45 Jahre (Inzidenz von 0,1%) während die Inzidenz   Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I,
           bei Patienten von 65 bis 70 Jahren auf 3% und bei Patienten   Klinikum Saarbrücken gGmbH
           über  80  Jahren  auf  4%  anstieg.  Die  höchste  Inzidenz  der   Koordinator der S2k­Leitlinie        Foto: Klinikum Saarbrücken
           schweren  Hyponatriämie  fand  sich  mit  6,5  %  bei  Frauen    Arzneimitteltherapie
           über 80 Jahren.  Interessant ist aber auch der Zeitverlauf der   bei Multimorbidität

           Hypo natriämie: Das höchste Risiko besteht in den ersten 3
           Monaten und insbesondere den ersten beiden Wochen nach
           Therapiebeginn, in denen das Risiko 10fach höher ist als bei                           Prof. Dr. Daniel Grandt
           vergleichbaren Patienten ohne Therapiebeginn mit SSRI oder   Fortbildungsreihe im Saarländischen Ärzteblatt
           Venlafaxin.  Bei  längerer  Therapie  fällt  das  Risiko  ab  und  ist   Prof. Dr. Daniel Grandt veröffentlicht im Saarländischen
           nach  einem  Jahr  nur  noch  um  etwa  30%  höher  als  bei   Ärzteblatt  monatlich  einen  Artikel  zum  Thema  „Neue
           Vergleichspersonen ohne Therapie.                      Entwicklungen  in  der  Arzneimitteltherapie  mit  Relevanz
           Für  die  Praxis  bedeutet  dies,  dass  Natriumkontrollen  bei   für die medizinische Praxis“.
           Therapiebeginn  mit  SSRI  oder  Venlafaxin  insbesondere  bei

           Zusatzweiterbildung Psychotherapie am

           Saarländischen Institut für Psychoanalyse

           und Psychotherapie



           Seit Mitte des Jahres 2025 bietet das Saarländische Institut   tet Theorievermittlung, Selbsterfahrung im Einzel- und Grup-
           für Psychoanalyse und Psychotherapie (SIPP) neben der  pensetting sowie Patientenbehandlung unter Supervision.
           schon lange angebotenen Weiterbildung zur Zusatzbe zeich-  Sie kann neben einer sonstigen ambulanten oder stationären
           nung Psychoanalyse auch die Weiterbildung zur Zusatzbe-  ärztlichen Tätigkeit durchlaufen werden. Ärztliche Weiterbil-
           zeichnung Psychotherapie an. Gemäß der Weiterbildungs-  dungsleiter sind Dr. Michael Käfer und Dr. Bernhard Meyer.
           ordnung der Ärztekammer des Saarlandes umfasst diese in
           Ergänzung  zu  einer  Facharztkompetenz die Vorbeugung,  Er -  Weitere Informationen: Sekretariat des SIPP
           kennung sowie psychotherapeutische Behandlung von Er -  Bleichstraße 14, 66111 Saarbrücken
           krankungen und Störungen, die durch psychosoziale Fak- Tel.: (0681) 3904945
                                                             i
           toren und Belastungsreaktionen mit bedingt sind. Die We -  E-Mail: psychoanalyse@sipp.de
           terbildung setzt eine Facharztanerkennung in einem Gebiet   Web: www.sipp.de
   10      der unmittelbaren Patientenversorgung voraus. Am SIPP ist
           die Weiterbildung psychodynamisch orientiert und beinhal-  Dr. Alf Gerlach

           Saarländisches Ärzteblatt     Ausgabe 10/2025
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