Page 42 - Saarländisches Ärzteblatt, Mai-Ausgabe 2024
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SON A LI A              PER SONALIA






     PER   tere Eingriffe wie erneute Aufweitungen notwendig“, erklärt   gleichzeitig das Medikament in die Gefäßwände eingebracht,
           Bruno Scheller.
                                                                so  dass  es  dort  über  Wochen  und  Monate  verbleiben  und
           Seit Ende der 1990iger Jahre arbeitete der Kardiologe zusam-  wirken  kann“,  erläutert  Bruno  Scheller.  Die  Substanzen,  die
           men  mit  dem  seinem  Kollegen  Speck  daran,  Medikamente,  helfen, den Wirkstoff zielgenau auszuliefern, lösen sich nach
           die ein erneutes Verengen verhindern können, direkt vor Ort   ihrem  Einsatz  restlos  auf.  „Es  verbleiben  keinerlei  Fremd-
           ins  Gefäß  zu  bringen.  Hierbei  machten  die  Forscher  eine   körper oder Rückstände im Gefäß und die Heilung wird nicht
           überraschende  Entdeckung.  „Wir  fanden  heraus,  dass  es   behindert“, sagt der Kardiologe. Der Ballonkatheter ist also
           nicht nötig ist, den Wirkstoff über längere Zeit im Gefäß frei-  ein  vergleichsweise  kleiner  Eingriff,  dem  Patienten  bleibt
           zusetzen,  um  zu  verhindern,  dass  es  sich  wieder  verengt.  dadurch  mitunter  ein  größerer  Eingriff  wie  der  Einsatz  so
           Vielmehr zeigten unsere Ergebnisse, dass bereits eine kurze   genannter  Stents  erspart,  das  sind  flexible  Metallgeflechte,
           Arzneimittelgabe hierfür ausreicht. Dadurch konnten wir den   die  in  das  Gefäß  eingebracht  werden,  um  es  offenzuhalten.
           gesamten Eingriff neu denken“, erklärt Bruno Scheller, der in  Ziel  Schellers  Forschung  ist  es,  zukünftig  solch  dauerhafte
           Homburg  auch  daran  forscht,  die  Behandlung  von  Herz-  Implantate im Gefäß vollständig zu vermeiden.
           infarkten zu verbessern und auch andere Herzerkrankungen
           mit dem Katheter zu behandeln. Seine Erfahrung als prakti-  Bruno Scheller arbeitet mit seiner Arbeitsgruppe in Homburg
           scher  interventioneller  Kardiologe  an  der  Universitätsklinik   daran,  die  beschichteten  Ballonkatheter  weiter  zu  verbes-
           fließt dabei in seine Forschung ein.                 sern. Die Mediziner entwickeln auch spezielle Anwendungen
           2003  lief  in  Homburg  die  erste  klinische  Studie  mit  einem   und  Spezialballons  sowie  alternative  Medikamente,  mit
           Ballonkatheter,  den  die  Forscher  mit  dem  Medikament   denen die Ballons beschichtet werden. Auch forscht Scheller
           Paclitaxel  und  weiteren  Zusatzstoffen  beschichtet  hatten.  etwa an Verfahren, um kleinste Risse in der inneren Ge    fäß-

          „Der Wirkstoff Paclitaxel hemmt das Zellwachstum. Wird der  schicht  zu  vermeiden,  die  bei  der  herkömmlichen  Be hand-
           Ballon aufgeblasen und die Gefäße damit aufgeweitet, wird   lung mit Ballonkathetern auftreten können.

           Landespreis Hochschullehre für

           Homburger Pädiatrie


           Die  beiden  Homburger  Kinderärzte  PD  Dr.  Nasenien  Nour-
           kami-Tutdibi  (Funktions-Oberärztin  in  der  Klinik  für  Allge-
           meine  Pädiatrie  und  Neonatologie)  und  PD  Dr.  Erol  Tutdibi
           (leitender  Oberarzt  der  Klinik  für  Allgemeine  Pädiatrie  und
           Neonatologie) wurden Mitte März von Wissenschafts minister
           Jakob von Weizsäcker für das Projekt „sonoBYstudents: Ultra-
           schallkurse von Studierenden für Studierende“ an der Medi-
           zinischen Fakultät Homburg mit dem saarländischen Landes-
           preis Hochschullehre ausgezeichnet.                                                                    Foto: UKS / Glücklich
           Das Projekt wurde bereits vor zehn Jahren eine strukturierte
           Ultraschall-Ausbildung  im  Medizin-Studium  der  Saar-Univer-
           sität  eingeführt  und  seither  fortlaufend  weiterentwickelt.  PD Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi und PD Dr. Erol Tutdibi
           Abgesehen von einzelnen Kursen gab es bis 2014 im Studium
           an  der  Medizinischen  Fakultät  der  Saar-Universität  keine   rende  einen  Herz-Ultraschall-Kurs  absolvieren.  In  einem
           strukturierte  Ultraschall-Ausbildung.  Daher  gründeten  Dr.   weiteren  Kurs  werden  die  Blutgefäße  von  Bauch-Organen,
           Nasenien  Nourkami-Tutdibi  und  Dr.  Erol  Tutdibi  im  Winter-  Beinen, Hals und Gehirn geschallt. Studierende, die einen Teil
           semester  2014/2015  die  Arbeitsgruppe  „sonoBYstudents:   ihres Praktischen Jahres an der Homburger Klinik für Kinder-
           Ultra schallkurse von Studierenden für Studierende“. Ihr Kon-  und Jugendmedizin absolvieren, können zudem den Gehirn-
           zept  beruhte  von  Anfang  an  auf  einem  „Train  the  Trainer“-  Ultraschall  von  Neugeborenen  erlernen.  Bisher  wurden
           Programm, mit dem sie studentische Tutorinnen und Tutoren   durch das Projekt „sonoBYstudents“ rund 1.100 Studierende
           ausbildeten,  die  anschließend  in  der  Lage  sind,  ihre  Kom-  im Ultraschall unterrichtet. Zusätzlich zum praktischen Ultra-
           militoninnen  und  Kommilitonen  kompetent  zu  unterrichten.  schall-Training  in  Kleingruppen  haben  die  Studierenden  Zu -

           Mehr  als  50  studentische  Tutoren  wurden  in  den  vergange-  gang zu Lehrvideos als „blended-learning“-Einheiten. Ne ben
           nen zehn Jahren ausgebildet.                         den sonoBYstudents-Kursen, in denen sich die Studie renden
           Pro  Semester  bieten  derzeit  12  bis  14  Tutoren  mehr  als  20   gegenseitig  schallen, stehen ihnen im „Skills-Lab“  im neuen
           Ultraschall-Kurse  an.  In  diesen  Kursen  können  etwa  70  Stu-  Hörsaalgebäude  außerdem  KI-gestützte  Ultraschall-Simula-
   42      dierende den Bauch-Ultraschall sowie den Schilddrüsen- und   to ren zur Verfügung, mit denen krankhaft veränderte Organe
           Notfall-Ultraschall  erlernen  und  weitere  20  bis  25  Stu die-  simuliert und geschallt werden können.

           Saarländisches Ärzteblatt     Ausgabe 5/2024
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