Page 6 - Saarländisches Ärzteblatt, April-Ausgabe 2024
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A MMER                  AUS DER ÄR Z TEK AMMER





     TEK   Ve rsor gungswerkes aus. Dies liegt daran, dass viele Kolle gin­  Die deutlich höhere Anfangsrente unserer Rentnerinnen und

     Z     nen  und  Kollegen  bereits  an  oder  über  der  Beitrags be­  Rentner sollte näher erläutert werden: Hatte ein Mitglied im
     Ä R   messungsgrenze  verdienen,  also  schon  den  Höchstsatz  in   Jahr 2010 einen Beitrag in Höhe von 15.760,80 Euro gezahlt,
                                                                erwarb  dieses  Mitglied  einen  monatlichen  Rentenanspruch
           unsere Rentenversicherung einzahlen.
           Zur Steigerung der eigenen Rente sind jedoch freiwillige Zu ­  von 118,20 Euro. In der DRV hätte dieses Mitglied durch die
           satzzahlungen bis zum 55. Lebensjahr möglich. Danach sind   gleiche Beitragszahlung nur einen Rentenanspruch von 69,17
           Zusatzzahlungen eingeschränkt oder nicht mehr möglich.   Euro  erworben.  Die  Leistung  des  Versorgungswerkes  war
                                                                also um stolze 70,90 Prozent höher!
           Ergänzend darf ich noch anmerken, dass wir im Umgang mit
           unseren Finanzen vielfachen Vorschriften und damit Ein ­ Trotz der geringeren Dynamisierungen ist das Leistungsniveau
           schränkungen  sowie  Kontrollen  unterliegen,  um  das  Risiko   unserer Renten verglichen mit der DRV also deutlich höher.
           für das Geld unserer Mitglieder und Renter zu minimieren.   Zu erwarten ist, dass das Rentenniveau in der DRV zum Ende
                                                                des Jahrzehnts sinken wird bei steigenden Beitragssätzen zur
          „Aber die Deutsche Rentenversicherung gleicht die Inflation   Rentenversicherung.
           doch aus.“                                           Für  unsere  berufsständische  Versorgung  erwarte  ich  keine
           Dem  ist  nicht  so,  auch  die  Rentner  der  DRV  erlebten  2022  Absenkung des Rentenniveaus.
           reale  Einkommensverluste.  Zwar  dynamisierte  die  DRV  im
           letzten Jahr mit eindrucksvollen 5,35 Prozent, doch die Infla­  Ungeachtet dessen muss die Empfehlung gerade für die jün­
           tion betrug über das Jahr 6,9 Prozent. Die Rentenanpassung   geren Kollegen und Kolleginnen ausgesprochen werden, sich
           der  DRV  ist  gesetzlich  festgelegt  und  folgt  der  Entwicklung   über die vorgegebene berufsständige Rentenversorgung hin­
           der  Bruttolöhne,  aber  auch  dem  Verhältnis  von  Beitrags­  aus  zusätzlich  für  einen  erweiterten  Schutz  bei  Berufs un­
           zahlern und Rentnern. Darüber hinaus gibt es in der Renten­  fähigkeit und Altersversorgung abzusichern. Dazu sind auch
           formel  der  gesetzlichen  Rentenkasse  keinen  Inflations aus­  freiwillige Zusatzzahlungen in das Versorgungswerk möglich.
           gleich.
                                                                „Wie sehen Sie das Versorgungswerk für die Zukunft aufge-
           Bei bereits abzusehendem Rückgang der Beitragszahler und   stellt?“
           einer  steigenden  Zahl  an  Rentenempfängern  werden  die   Professionell  und  stabil  mit  einer  engagierten  Mannschaft
           Rentenhöhe und die Rentenbeiträge zukünftig problematisch   und Führungsriege.
           werden.  Vor  dem  Hintergrund  fehlender  Steuermittel  soll   Die Unsicherheit der politischen Entwicklungen, die kriegeri­
           aktuell angelegtes Aktienkapital dem Staat und der DRV eine   schen  Vorgänge  und  der  Klimawandel  stellen  Gefahren  für
           Entlastung  bringen,  was  aber  nach  den  bisher  bekannten   die  Vermögensentwicklung  dar.  Wir  müssen  uns  weiter  der
           Zahlen unzureichend sein wird.                       eher  unsteten  Dynamik  des  Finanzmarktes  stellen.  Nach
           Das  Problem  der  sinkenden  Beiträge  und  die  abnehmende   heutigem Stand sind wir darauf vorbereitet.
           staatliche  Unterstützung  werden  auch  die  Kranken ver siche­  Die  derzeit  noch  zunehmende  Mitgliederentwicklung  zeigt,
           rungen und unser Gesundheitssystem betreffen.        dass der Anteil der Mediziner*innen und die Lebenserwartung
                                                                steigt.  Die  zukünftige  demographische  Entwicklung  stellt
          „Wie schlägt sich unser Versorgungswerk im Vergleich?“   eine  weitere  Herausforderung  dar.  Auch  darauf  muss  sich
           Zu den Rentenzahlungen der Deutschen Rentenversicherung   unsere  Finanzplanung  einstellen.  Bei  diesen  Zukunfts sze­
           gibt es steigende Steuerzuschüsse. Im Jahr 2022 waren dies   narien nehmen wir jährlich die Berechnungen eines versier­
           insgesamt rund 109 Milliarden Euro. Diese Steuerzuschüsse   ten Versicherungsmathematikers in Anspruch.
           werden auch von Mitgliedern der berufsständischen Versor­  In  diesem  Rahmen  bereiten  wir  uns  entsprechend  auf  die
           gungswerke mitfinanziert. Unser Versorgungswerk muss aus  zukünftige Entwicklung mit abnehmenden Beitragszahlern und
           eigener Kraft die Zukunftssicherung stemmen.         steigenden Rentenempfängern zum Ende des Jahrzehnts vor.
                                                                Zukünftig  werden  wir  ein  Mitgliederportal  zur  einfacheren
          1995  bis  2020  dynamisierte  die  DRV  im  Schnitt  mit  1,49   Kommunikation und Information erstellen.
           Prozent pro  Jahr. Allein das liegt schon weit unter unserem   Bei allem stehen wir immer unter der Kontrolle und im Dialog
           Rechnungszins. Enthalten in diesem Zeitraum sind auch fünf   mit dem Vorstand, dem Aufsichtsrat, der Vertreterver samm­
           Nullrunden  der  DRV.  Auch  der  Rentenanpassung  2022  von   lung, den Wirtschaftsprüfern, der Rechtsaufsicht des Ministe­
           5,35 Prozent ging eine Nullrunde voraus. Über beide Jahre lag   riums für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit sowie der
           die  Rentenanpassung  der  DRV  damit  deutlich  unter  dem   Versicherungsaufsicht des Ministeriums für Wirtschaft, Inno­
           Bereich unseres Rechnungszinses. Unsere Mitglieder haben   vation, Digitales und Energie.
           durchweg höhere Beiträge eingezahlt. Das führt zu entspre­  Damit stellen wir auch sicher, dass die Anlagegrundsätze für
           chend  hohen  Leistungsansprüchen  und  deutlich  höheren   unser Vermögen, insbesondere die Anlageverordnung, einge­
           Rentenzahlungen.  Ein  geringerer  Anpassungssatz  einer  ho ­  halten werden. Denn es geht um unsere Zukunftssicherung.
    6      hen Rente ergibt nominal immer noch ein höheres Plus als
           die höhere Anpassung einer niedrigen Rente.          „Herr Hardt, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.“

           Saarländisches Ärzteblatt     Ausgabe 4/2024
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